Ein Plädoyer für mehr Gelassenheit und Zuhören beim gemeinsamen Laufen in Sachsen.
Wer schon einmal bei einem der zahlreichen Lauftreffs in Leipzig, Dresden oder anderswo in Sachsen mitgelaufen ist, kennt das Phänomen: Eigentlich sollte es ein entspannter Lauf in einer Gruppe Gleichgesinnter werden – doch schon nach wenigen Minuten steigt der Puls, und das „gemütliche Tempo“ wird zum Kampf. Warum immer zu schnell? So schwindet gerade bei den Einsteigern von Lauftreffs schnell die Motivation, weil das erwartete Erlebnis und der Austausch mit den anderen gar nicht möglich ist. Die sind nämlich immer weg. Und man steht genauso alleine da, wie man vorher auch trainiert hat. Und was eigentlich der Grund war, zu einem Lauftreff zu gehen um eben nicht mehr allein zu trainieren.
Warum also laufen wir in der Gruppe fast immer zu schnell?
Das Ego läuft immer mit
Wenn mehrere Läufer zusammen unterwegs sind, entsteht schnell ein unbewusster Wettkampf. Niemand will „der Langsamste“ sein. Läuft jemand vorn ein bisschen flotter, ziehen alle anderen nach – Gruppendynamik pur. So wird aus dem geplanten Regenerationslauf unmerklich ein Tempolauf.
Reiner Mehlhorn, Personal Trainer aus Dresden, kennt diese Situation: Bei Lauftreffs weiß man als Trainer nie wer sich dazu anmeldet und wer dann kommt. Deshalb laufe ich mit den Teilnehmern immer erst mal locker los und halte mich bei den Läufern auf, die am Ende der Gruppe laufen und rede mit ihnen. So kann ich sehr schnell herausfinden, auf welchem Niveau die Teilnehmer unterwegs sind.
Warum das Tempo täuscht
In der Gruppe wirkt Laufen oft leichter, als es wirklich ist. Gespräche und Ablenkung führen dazu, dass man seine Belastung unterschätzt. Der Puls klettert, während man noch denkt: „Das läuft doch super!“ – bis der Körper später widerspricht.
Wenn schnell zu viel wird
Wer regelmäßig überzieht, riskiert nicht nur Muskelkater, sondern langfristig auch Überlastung oder Motivationsverlust. Der Körper braucht ruhige Läufe, um sich zu entwickeln – das gilt für Einsteiger ebenso wie für erfahrene Marathonis.
So hat es Reiner Mehlhorn auch schon erlebt, dass sich die schnellen Läufer verlaufen haben (zum Beispiel in der Dresdner Heide oder den linkselbischen Tälern). Dann ist die Herausforderung sich wieder unterwegs zu treffen. Im Extremfall trafen sich dann alle erst wieder am Startpunkt. Das reißt natürlich die Gruppe auseinander.
So bleibt der Lauftreff harmonisch
Reiner Mehlhorn rät, bei ambitionierten Lauftreffs, alle 3-4 km einen Stopp einzulegen, bis die Gruppe wieder beisammen ist und dann wieder gemeinsam weiterzulaufen.
Weiterhin ist ratsam:
- Schon vor dem Start die Motivation und die Ziele der Teilnehmer abzusprechen und jeden zu Wort kommen zu lassen. Das erfordert etwas Zeit und Achtsamkeit, hilft aber jedem letztendlich weil alle Erwartungen und Wünsche berücksichtigt werden können.
- Ebenso gilt es, das Tempo abzusprechen: Einigt euch vor dem Start auf das Zieltempo. Die „Sprechregel“ hilft: Solange man sich locker unterhalten kann, passt’s.
- Leistungsgruppen bilden: Lieber zwei kleinere Gruppen bilden, als eine große, in der die Hälfte kämpft.
Plauderlauf etablieren: Einmal pro Woche bewusst langsam laufen – zum Reden, Lachen und Genießen.
Fazit
Sachsens Laufszene lebt von Gemeinschaft, nicht von Sekunden. Ein Lauftreff ist kein Rennen, sondern ein Ort, an dem Laufbegeisterte sich gegenseitig motivieren und Freude teilen. Wer das Tempo zügelt, läuft länger, gesünder – und mit mehr Spaß.Und er es schneller mag, läuft eben diese Einheiten dann für sich oder mit Trainingspartnern, die das gleiche Leistungsniveau haben.
Wir danken Reiner Mehlhorn für seine Beratung zum Artikel. Mehr zu seinen Angeboten unter